Als wir das Depot südlich von Barcelona erreichten, wurde der EU-GO rückwärts in eine Lagerhalle geschoben, wo viele Unfallautos abgestellt waren. Dass dies funktionierte, lässt darauf schließen, dass die Lenkfunktion noch intakt ist und wahrscheinlich auch die Spur nicht beeinträchtigt wurde. Aber final wissen tun wir es nicht. Jedenfalls wurde er sehr eng an eine Wand gestellt, dass wir kaum die Aufbautür seitlich noch öffnen konnten, geschweige denn Dinge ein-bzw. ausladen.
Der ADAC sagte uns am Telefon, dass für die Überführung nach Deutschland das Wohnmobil maximal eine Höhe von 3 Metern haben dürfe, damit der Transporter mit den Brücken in Deutschland keine Probleme bekomme. Da tat sich das nächste Hindernis auf: Unsere Surfdachbox, in der wir zwei Bretter geladen hatten, dürfte unser Auto viel höher als 3 Meter machen, somit blieb die einzige Möglichkeit, um einen Transport zu ermöglichen, diese vom Dach zu entfernen.
Nächste Aktion in der Depothalle: Marc und ich schieben unseren EU-GO in der Halle großräumig von der Wand weg, was dem Aufsichtspersonal nicht recht war, allerdings ließen sie uns machen. Die beäugten uns skeptisch, weil sie nicht wussten, was wir vorhatten. Ich saß am Steuer und musste ohne Lenk-und Bremsunterstützung navigieren, Marc schob das mehrere Tonnen schwere Gefährt in Position!Mit Marcs und meiner vielfach erprobten Technik, mich über Marcs Schultern auf das Dach zu bugsieren, war ich in einem Satz oben und begann, die Surfbretter auszuladen und an Marc hinunter zu reichen. Danach stieg ich in die Dachbox und schraubte sie von innen los. Sie wiegt ca. 30 kg, und jetzt kam der schwerere Akt. Ich musste die Dachbox über das Autodachheck, mit einer Isomatte, die in der Dachbox lag, gepolstert, hinunterschieben…..und Marc nahm diese von unten an. Das funktionierte einwandfrei und musste in Windeseile passieren, da wir auf unser Taxi warteten, welches uns nach Barcelona zum Hotel bringen würde.
Nächstes Problem behoben. Die Bretter verstauten wir in der Heckgarage sowie im Wohnraum. Nur was machten wir mit der Dachbox. Der ADAC würde nur unseren EU-GO mitnehmen, keine weiteren Gepäckstücke. Entweder wir würden sie in Spanien lassen und somit mehr als 1.000 Euro in den Sand setzen……..oder…..?
Marc hatte die Idee, die Box in unseren Wohnraum zu schieben. Ich zweifelte daran, dass diese durch die Seitentür passte, denn diese ist recht schmal, die Dachbox sehr breit und voluminös……Beim ersten Versuch scheiterten wir….die Box stieß gegenüber gegen das Fenster….und man konnte sie so nicht weiterschieben……dann hatte Marc die pfiffige Idee, den Fahrersitz zu drehen, so dass dies den Wohnraum etwas verlängerte……wir drehten die Box jetzt einmal um und steckten erst das fette Heck durch die Tür………ich drückte es bis in unsere Sofasitzpolster, dann bis auf den umgedrehten Fahrersitz…..und auf den Zentimeter genau flutsche die BOX in unseren EU-GO…..kaum zu glauben, ich hätte es nie gedacht, dass das funktionieren würde…….somit hatten wir wieder ein Problem gelöst….wir legten die Box längs in den Gang vor der Küche und lehnten sie noch an Marcs gepolstertes Longboard, welches die Box etwas stabilisierte.


Last but not least, der ADAC gab uns telefonisch Bescheid, dass das Taxi jeden Moment eintreffen könne, und wir doch unsere Sachen packen sollten. Wir hatten ja ursprünglich um einen Mietwagen gebeten, weil wir eigentlich wegen Corona nicht fliegen und gerne einen Urlaub im Wohnmobil quarantäneartig verbringen wollten. So hätten wir auch mehr private Dinge einpacken können, während wir im Flugzeug mangels Koffer, die ein normaler Camper ja nicht an Bord hat, nur unser Handgepäck mitnehmen konnten.
Außerdem würde das Wohnmobil mit einem offenen Fenster (Batterie war abgeklemmt) und für jeden zugänglich vier bis sechs Wochen in dieser Halle stehen. Da fragt man sich schon, was man da gerne zurück lässt. Es sind ja nicht nur materielle Werte sondern auch emotionale Werte wie mein neues Surfbrett etc.Glücklicherweise hatte ich noch eine Sporttasche an Bord, die wir befüllen konnten, Marc fand noch in der Heckgarage einen wasserdichten Seesack, den wir als Koffer umfunktionierten. So hatte jeder dann doch wenigstens zum Handgepäck noch etwas mehr Platz.
Priorität hatten natürlich Wertsachen wie Laptops, Ladekabel-und Geräte und Marcs Fotorucksack, der schon ein komplettes Gepäckstück ausmachte!Außerdem brauchten wir noch etwas Proviant, da wir den ganzen Tag vor „Schock und Aufregung“ nichts gegessen hatten. Ich lud den Kühlschrank halb aus, alles verderbliche musste ich leider entsorgen. Zum Glück hatten wir noch ein paar hart gekochte Eier, etwas Käse und einen Megasack frische Mandarinen, die wir noch vorher bei einer netten alten Oma in einer Seitenstraße von Peñíscola gekauft hatten. Dann natürlich noch die obligatorische dunkle Schokolade sowie Nüsse…in der Umgebung der Halle war auch nirgendwo eine Möglichkeit, etwas Essbares aufzutreiben. Anschließend im Hotel dann auch nicht, es lag in einem Industriegebiet in einem Vorort von Barcelona. Was für mich wichtig war, meine Kontaktlinsen und meine „Beißschiene“ für nachts…auf die könnte ich unmöglich mehrere Wochen verzichten. Die Hälfte unserer Taschen befüllten wir sogar mit schmutziger Wäsche, da wir ja für 2 Wochen (plus Reserve immer etwas mehr zum Wechseln) Wäsche an Bord hatten, sprich, zu Hause unsere Schränke waren fast leer. Zumindest an Freizeitklamotten, Socken und Unterwäsche….
Die Taxifahrt betrug 15 Minuten. Im Hotel packten wir dann noch einmal unsere Sachen so, dass wir das Gewicht wegen der Begrenzung gut auf die Gepäckstücke verteilten und die recht unstabilenTaschen flugtauglich machten. Danach habe ich so viele Mandarinen geschält, wie ich noch nie an einem Stück geschält habe…..wir vertilgten den ganzen Inhalt von mehreren kg Mandarinen….der Körper sog die saftigen Früchte in sich auf….
Danach mussten wir das Geschehene einfach erst einmal verarbeiten………wir redeten nicht mehr viel……die ganzen Telefonate mit der Versicherung und dem ADAC hatte Marc geführt, was wegen der endlosen Warteschleifen sehr nervenaufreibend war. Dafür war ich ihm sehr dankbar. Da Marc Versicherungsnehmer beim EU-GO ist, war dies unvermeidbar. Ich hatte mich währenddessen mit dem Packen unserer Taschen, Wertsachen etc. gekümmert.
Am nächsten Morgen erwartete uns ein tolles mitteleuropäisches Frühstück in unserem 4 Sternehotel. Dies versüßte die ganze Situation ein wenig. Draußen erwartete uns ein sonniger Tag. Dieser Start in einen Morgen in Barcelona wäre unter anderen Umständen gefühlt wie Urlaub.


Der Taxi-Shuttle zum Flughafen funktionierte einwandfrei, es war der erste Flug seit unserem tollen Neuseelandrückflug in der Business-Class bei unserer Rettungsaktion im April 2020!
Marc hatte uns von Stuttgart eine Bahnverbindung mit dem ICE nach Bruchsal gebucht. Ich wusste gar nicht, dass diese Strecke in einer guten halben Stunde zurück zu legen ist! In Bruchsal mussten wir dann nur noch in unseren Stadtbus umsteigen, der uns zurück nach Spöck brachte. Zu Fuß ging es dann noch einen km durch die Dunkelheit mit dem ganzen Gepäck. Ein komisches Gefühl, ohne unseren EU-GO nach Hause zu kommen. Das hatten wir uns anders vorgestellt.
Wie es weitergeht, erfahrt ihr in Kürze, denn das war ja noch nicht alles !!!
Hallo Ihr zwei,
das tut mir jetzt aber wirklich Leid. Gottseidank ist euch nichts passiert- das spricht ja für
die Qualität des Aufbaus. Hat der Dachträger das ganze auch unbeschadet überstanden ? Da waren ja mit Sicherheit einige „G“ am Werk ! Alles gute auf eurer weiteren Reise.
Euer Frank Müller von Reisemobile Dörr.
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Hallo Ihr zwei, tut mir leid von Eurem Pech zu hören. Hoffen wir, das die Polizei den Unfallverursacher noch findet und dann müsst Ihr noch hoffen das er auch liquide ist! Ich habe noch kein Wohnmobile gekauft. Habe mit Moni eine Testfahrt hier in Franken gemacht, und sie hat schon am 2. Tag festgestellt: „das ist nicht meine Welt“. Ich hatte einen Vantourer 630 gemietet, der sehr gut ausgestattet war. Ich werde auf jeden Fall mit Wohnmobil ans Nordkap fahren. Moni kann sich dann noch überlegen ob sie mitfahren will. Dieses Jahr klappt es nicht, kein passendes Fahrzeug mehr da, aber fuer nächstes Jahr habe ich den neuen Vantourer 630 mit Hubbett reserviert. Ist einfach praktisch, die Fahrräder unter das Bett zu schieben.
Gab es keine Möglichkeit Euer Wohnmobile in Barcelona reparieren zu lassen? Ist doch bestimmt günstiger als in D?
Viele Grüße Michael
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Hallo lieber Michael, schön, dass du dich meldest. Schade, dass Moni das abenteuerliche Camperleben nicht gefällt. Ein Hotel steht eben nicht an jeder Ecke, wo man mit dem Wohnmobil stehen kann. Das Auto ist schon in Deutschland. Den spanischen Mechanikern hätten wir nicht vertraut, außerdem ticken da die Uhren ganz anders, die würden sicher ein halbes Jahr dafür brauchen. Außerdem kann man den Leuten hier um die Ecke mal auf die Finger schauen, zumal es eine Fiat-Werkstatt ist. Da in S die Versicherungen des Unfallgegners maximal 80% übernehmen, haben wir beschlossen, es über unsere Vollkasko zu machen. Dann sind wir auf der sicheren Seite, dass alles funktioniert, Hauptsache, er ist reparabel, was wir hoffen. Viele Grüße, Sonja
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Hallo Herr Müller, sind Sie etwa ein treuer Follower von uns? Wir hatten nur einen Aufprall, der das Fahrerhaus beschädigt hat. Zum Glück ist niemand von hinten aufgefahren, sonst wären wir wahrscheinlich ein Totalschaden gewesen. Wir hoffen, dass vorne alles irgendwie wieder gerichtet werden kann. Ob der Motor kaputt ist, wissen wir auch nicht. Der Dachträger scheint unversehrt zu sein, soweit ich es beim Abmontieren der Dachbox einschätzen konnte. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal, bis dahin alles Gute, vor allem Gesundheit, Ihre Sonja Schmitz
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Hallo,
Ja – seit wir die Konstruktion des Dachträgers montieren durften, bin ich Interessiert an eurer „Karrierewende“. Mir hat es einfach Imponiert, das Ihr eure Träume so umsetzt. Leider hatte ich nie den Mut dazu.
Nochmals alles Gute und viel Glück. Wenn Sie Hilfe benötigen – fragen Sie nur, ich bin so nebenbei ja KFZ.- Meister.
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Hallo Herr Müller, der Dachträger hat schon gute Dienste geleistet und ist sehr stabil. Uns haben viele für unseren Mut bewundert. Wir hatten nichts zu verlieren. Es war nur eine Reise ins Ungewisse, worauf man sich einlassen muss. Vielleicht war es auch eine Reise zur „Selbstfindung“, wenn man seine Jobs kündigt und sich während der Reise fragt, was man später wieder „arbeiten“ möchte. Wie man sieht, hat sich wieder etwas ergeben. Man muss die Augen offen halten und etwas flexibel sein. Außerdem ist es nie zu spät……und Träume muss man auch immer haben. Das wird sicher nicht unsere letzte Karrierewende gewesen sein. Das haben wir jetzt schon beschlossen. Wir sind mal gespannt, was unsere Werkstatt hier so macht. Danke für Ihr Angebot, wir hoffen, dass wir darauf erst einmal nicht zurück kommen müssen. Ansonsten würden wir dies sicherlich tun. Vielen Dank auch noch mal für alles, herzliche Grüße, Sonja Schmitz
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